»Ich habe eine Geduld wie ein Esel«, sagt mit einem Lächeln Jutta Bächle. Sie »kann gut mit älteren Menschen, schon immer«, wie sie sagt. Sie hat sich auf eigene Faust auf die Aufgabe im Besuchsdienst bei den Paritätischen Sozialdiensten vorbereitet und entsprechende Kurse besucht. Ihr erster Schützling war unternehmungslustig – da ging es sogar manchmal auf ein Bier in die Kneipe im Kleingartenverein. Derzeit besucht sie eine Dame mit Betreuungsbedarf, die eher zurückgezogen lebt. Die beiden lernen sich noch kennen – Vertrauen wächst langsam. Dazu gehört auch mal eine SMS zwischendurch. Ihr Anliegen: »Ich möchte der Person, die ich betreue, ein paar schöne Stunden bescheren. Sie soll etwas Gutes davon haben. Und mir tut es gut, etwas Soziales zu tun. Es kommt herzliche Dankbarkeit zurück.«
Ein großes Thema aller Engagierten ist das Zeitbudget. Der typische freiwillige Helfer in Karlsruhe ist mittleren Alters, deutsch, ganztags berufstätig, mit hohem Bildungsstand und seit langem in Karlsruhe wohnhaft. Auch Jutta Bächle ist in Vollzeit in der Finanzverwaltung tätig und muss eine gewisse Flexibilität für Überstunden mitbringen. »Aber wenn man es will, dann geht’s schon. Erfahrungsgemäß lassen sich vereinbarte Termine bei Bedarf auch problemlos verschieben«, sagt sie.
Es kommt herzliche Dankbarkeit zurück
Etwas Sinnvolles tun will auch Raphael Landhäußer. Der Rheinstettener ist seit 25 Jahren bei der Karlsruher Berufsfeuerwehr tätig und damit einer der vielen in der Stadt, die den Dienst am Menschen zu ihrem Beruf gemacht haben. Landhäußer, gelernter Maschinenschlosser, kam erst mit Mitte 20 durch einen Zufall zur Feuerwehr. Er empfand seine Arbeit als monoton und war froh über die Entwicklungsperspektive. »Diese Chance zu haben war – rückblickend betrachtet – wie ein Sechser im Lotto«, schmunzelt er – aus dem Beruf ist in den Jahren Berufung geworden. Die Arbeit mit Menschen in Grenzsituationen ist nicht immer einfach: Häufig wird die Feuerwehr gerufen, um im Auftrag der Polizei Wohnungen zu öffnen, deren Bewohner nicht erreichbar sind. Ein voller Briefkasten ist ein Warnsignal, und oft genug findet sich ein Toter. Das ist schwierig und prägt: »Man lernt, das Leben zu schätzen«, sagt Landhäußer. Aber jede gerettete Person sei die Anstrengung wert, sagt er. Auch wenn die 24-Stunden-Schichten für Familien nicht immer einfach zu handhaben sind – seine Begeisterung für seinen Beruf ist so überzeugend, dass auch sein Sohn mittlerweile bei der Feuerwehr arbeitet.