Mehr als hundert Jahre Fernwärme
1904
Aus einem Fernheizwerk am Rande des Schloßgartens wurden erstmals das Schloß und angrenzende Gebäude mit Wärme versorgt.
1951 / 1952
Die Stadtwerke koppelten ab 1951 Dampf aus ihrem Kraftwerk an der Honsellstraße aus und lieferten ihn an das 1,5 Kilometer entfernte Werk von Siemens. Die Abwärme ging so nicht mehr weitgehend ungenutzt in die Umwelt. 1952 schloss sich auch die inzwischen nicht mehr existierende Strumpf-Fabrik Günther in der Gablonzer Straße an.
1961
Ein Fernheizwerk im Norden der neuen Waldstadt versorgte große Teile des Stadtteils mit Fernwärme in einer »Wärmeinsel«.
1963
Die Fernwärmeversorgung aus dem Kraftwerk an der Honsellstraße nahm Formen an, zunächst mit der Installation einer neuen Kesselanlage, einer neuen Turbine und einer Heizwasserzentrale. Es wurde zum »Heizkraftwerk-West (HKW-West)«. Die erste Hauptleitung führte über das Mühlburger und Beiertheimer Feld zu den Wärmeinseln der Heizwerke Mitte und Ost. Diese Werke produzierten nur Dampf, während das HKW-West heißes Wasser lieferte und liefert. Daher wurden sie mit der Zeit stillgelegt und ihre Dampfkunden auf Heizwasser umgestellt.
1970 / 1974
1970 versorgten die Stadtwerke erstmals mehr als 5.000 Wohnungen mit Fernwärme. Die 6.000er-Marke war 1974 überschritten.
1980
Neue Umweltvorschriften wurden erlassen. Daher war es nötig, im HKW-West eine Rauchgas-Entschwefelungsanlage einzubauen, weil sich in den Abgasen aus den Kohlekesseln noch zuviel schädliche Schwefelverbindungen befanden. Mit der Inbetriebnahme einer Turbine wurde aus dem »Heizwerk« das »Heizkraftwerk Waldstadt«.
1983
Der neue Kessel im dritten Kraftwerksblock des HKW-West erhielt nach der Druckprüfung durch den TÜV 1983 seine Betriebserlaubnis. Die US-Siedlung (heute: Nordstadt) nahm ab dem 1. Oktober 1984 Fernwärme von den Stadtwerken ab.
1988
Die neue Altstadt war an die Fernwärmeversorgung angeschlossen. Damit gelangte die erste Hauptleitung an ihre Kapazitätsgrenze. Die zweite, weiter nördliche gelegen, band auch die »Insel« Waldstadt in das Netz ein. Sie wurde 1988 fertig.
1989
Das Heizwerk Mitte am Festplatz hatte ausgedient und wurde abgerissen. Übrig blieb lediglich der denkmalgeschützte, orientalisch, wie ein Minarett anmutende Schornstein, der jetzt aus der neuen Gartenhalle ragt. Auch die Stilllegung und der Abriss des Heizwerkes Ost auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerkes stand auf der Agenda.
1990 / 1991
Nach Verzögerungen beim Bau und Beseitigung von Mängeln ging 1990 die Rauchgas-Entschwefelungsanlage im HKW-West in Betrieb. Gutachten befassten sich mit der Umrüstung des mit Kohle und Schweröl befeuerten Kessels zwei zu einem gasbefeuerten Reserve- und Spitzenkessel. Ab 1991 hieß er »Kessel 6/2«, der Umbau war beschlossen. Auch Befeuerung mit leichtem Heizöl war möglich.
1992
Andere Baumaßnahmen standen im Zusammenhang mit der Fernwärmebelieferung aus dem Rheinhafen-Dampfkraftwerk (RDK) des Badenwerks (heute: EnBW). Die Leitung nahm 1992 die Wärmelieferung ans HKW-West auf.
1996
Die Stadtwerke nehmen die ökologische Herausforderung an und lassen sich seit 1996 – damals als einer der ersten deutschen Energieversorger – regelmäßig ihr Umweltmanagement zertifizieren.
1996 / 1997
Der Versorgungs- und Verkehrsbetrieb der Stadt Karlsruhe stellte sich den Erfordernissen der modernen Zeit. Aus dem Eigenbetrieb wurden mehrere GmbHs. Die Holding KVVH GmbH umfasst die Verkehrsbetriebe GmbH, die Stadtwerke GmbH und als operativen Teil die Rheinhäfen. An den Stadtwerken, der Gesellschaft zur Versorgung Karlsruhes mit Strom, Gas, Wasser und Heizwärme, sind die Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) mit 20 und die Ruhrgas AG mit zehn Prozent beteiligt. Im Gegenzug halten die Stadtwerke Karlsruhe GmbH einen 25-prozentigen Anteil an der Gas- und Dampfturbine im Rheinhafen-Dampfkraftwerk (RDK) der EnBW.
1999
An Weihnachten 1999 nahmen die Stadtwerke im HKW-West eine neue, hochmoderne, computergesteuerte Warte in Betrieb.
2000
Erstmals versorgten die Stadtwerke zum Jahrtausendwechsel mehr als 20.000 Wohnungen mit Fernwärme.
2003
Das ehemalige staatliche FEW ist seit Herbst 2003 wieder in der Lage, Fernwärme zu produzieren. Mit zwei Gaskesseln auf dem neusten Stand der Technik kann es bei Spitzenbedarf Wärme in das Netz der Stadtwerke liefern. Das Fernheizwerk Waldstadt dagegen steht auf Kaltreserve und soll ebenfalls zu einem modernen, mit Gas befeuerten Heizwerk umgebaut werden.
2017
Fernwärme erobert die Stadt. Nach Durlach und der Rheinstrandsiedlung erschließen die Stadtwerke mit Dammerstock und Rüppurr den Süden von Karlsruhe. Über 33.5000 Wohnungen sind schon am Netz. Das Ziel sind 40.000 Wohnungen bis 2020.
Zusammenschluss der Fernwärme-Inseln
1963
Das Kraftwerk in der Honsellstraße wurde zum Heizkraftwerk-West (HKW) um- und ausgebaut. Die erste Hauptleitung lieferte Heizwärme über das Mühlburger und Beiertheimer Feld zu den Heizwerken Mitte (am Festplatz) und Ost (auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerks). Deren mit Dampf belieferte Wärmeinseln wurden auf Heißwasser umgestellt und vom HKW-West aus versorgt.
1986
Mit flotten Sprüchen in der Art »Ich mach Dich heiß. Ich, die Fern-Wärme« begann eine Werbekampagne für die umweltfreundliche, Energie sparende und bequeme Form der Heizung. Im »heißen Fernwärme-Jahr« 1986 boten die Stadtwerke Anschluss zum halben Preis. Rund zehn Jahre später wiederholten sie diese Aktion.
2003
Durch 145 Kilometer Fernwärmeleitung fließen etwa 15.000 Kubikmeter speziell aufbereitetes Wasser. Selbst beim abgelegensten Kunden in der Waldstädter Europasiedlung, die Luftlinie etwa zwölf Kilometer vom HKW-West entfernt liegt, kommt es nur wenig kühler an, als es vom RDK und vom HKW-West auf die Reise geschickt wird. In strengen Wintern verlässt es das HKW-West mit 130 °C, an warmen Sommertagen mit etwa 85 °C.
2004
Die Fernwärmeversorgung in Karlsruhe blickt – mit dem ehedem Großherzoglichen und dann Staatlichen Fernheiz-, Elektrizitäts- und Wasserwerk, das seit 1995 die Stadtwerke betreiben – auf eine 100 Jahre andauernde Geschichte zurück. Auch künftig werden Nahwärme-Inseln entstehen, die gegebenenfalls, bei wirtschaftlicher Überbrückung der Zwischenräume, auch an die große Fernwärmeversorgung angeschlossen werden.